Ob „Offener Ganztag“ oder „Bildungskarte“, Mehrspartenvereine im Kreis Gütersloh haben alle ähnliche Probleme und Herausforderungen und versuchen diese in der Regel alleine zu meistern. Ein Austausch mit anderen Vereinen findet oftmals nicht statt. Auf Initiative des TV Verl haben sich nun Anfang September neun Mehrspartenvereine beim Turnverein zum Austausch getroffen.
So gut wie jede Abteilung bzw. Sportart haben Wünsche und Probleme, die die Vorstandsteams der Vereine in den Griff bekommen müssen. Dazu gehört z.B. das Marketing, die Schaffung optimaler Trainingsbedingungen besonders für die Leistungs- und Wettkampfgruppen, aber auch mit Nachwuchsproblemen in den Reihen der Trainer und Übungsleiter ist der Vorstand gefordert, Lösungen zu finden. Besonders erschwerend kommt noch hinzu, dass das Amt des Vorstandes heute (fast) keiner mehr auf sich nehmen möchte.
Kein Zweifel: viel Herzblut, Engagement und Zeit stecken in so einem Ehrenamt. Natürlich muss man sich auch um Mitgliederwerbung und Hallenbelegungen kümmern und viele weitere Dinge rund um den ganzen Vereinsbetrieb gehören im Alltagsgeschäft dazu. Dazu gesellen sich immer mehr bürokratische Hürden, die die Arbeit der Vereine und Vorstände nicht einfacher macht. Die Abrechnung der Bildungskarte z.B. ist ein zeitlich großer Aufwand und nicht gerade vereinsfreundlich gelöst. Ebenfalls kann die Abwicklung des Rehasports mit den Krankenkassen nicht nebenbei erledigt werden. Die Beantragung und der Nachweis von Zuschüssen gestalten sich nicht selten als kompliziert und zeitaufwendig. Dazu kommen noch der Datenschutz, Führungszeugnisse und Präventionsleitfäden etc..
Natürlich darf auch die Kernaufgabe der Sportvereine, der möglichst niedrigschwellige Zugang zu verschiedenen Sportarten nicht vergessen werden. Von den Vereinen wird zusätzlich erwartet, dass sie ein Lern- und Erfahrungsfeld, insbesondere für Kinder und Jugendliche bieten und Werte vermitteln. Die Übungsleiter sollten nicht nur pädagogisch mit den Kindern umgehen, sondern auch die Vorstellungen und Wünsche der Eltern für ihre Kinder in die “richtigen Bahnen” lenken, die für alle umsetzbar sind.
Langeweile ist in einem Sportverein ein Fremdwort – es gibt immer was zu tun und neue Herausforderungen zu bewältigen!
Bei dem Treffen der neun Mehrspartenvereine standen „nur“ vier Punkte auf der Agenda und trotzdem war die Zeit dafür zu knapp bemessen.
Diskutiert wurde z.B. der Rechtsanspruch auf den offenen Ganztag ab 2026. Hier sahen die Vereine langfristig ein mögliches Problem auf sie zukommen. Wenn immer mehr Kinder, immer länger in der OGS verweilen, wird der Vermittlungsauftrag von Sport und als Ort der Begegnung immer schwieriger umzusetzen. Die Frage kam auf, ob die Vereine von den Städten und den Trägern der OGS hier nicht mehr Verständnis bekommen müssten, um einer negativen Entwicklung entgegenzuwirken.
Auch bei der Umsetzung von Fachsportarten, wie Handball, Kunstturnen, Basketball etc. im Rahmen der OGS geraten anbietende Vereine immer wieder an ihre Grenzen. Besonders deshalb, da die Kinder ab 15.00 Uhr selten noch in der Lage oder bereit sind, ein strukturiertes Training umzusetzen. Hier müssten auch dringend Lösungen mit den Trägern und evtl. den Städten gefunden werden.
Der Rehasport ist für einige der anwesenden Vereine ein wichtiger Bestandteil ihrer Arbeit. Aber besonders für die (älteren) Menschen ist ein ortsnahes Rehasport-Angebot mit kurzen Wegen sehr wichtig. Hinzu kommt, dass die Anzahl der Reha-Angebote in der Regel viel zu gering und die Wartelisten lang sind. Die Vereine sind sich ihrer sozialen Verantwortung gegenüber den Menschen bewusst und sind auch bereit dieser nachzukommen. Gerade im Rehasport gibt es viele Änderungen und Vorgaben. Hier haben die Vorstände Ideen gesammelt, sich ausgetauscht, um einige Dinge davon demnächst auch in die Praxis umzusetzen.
Auf der Suche nach neuen ÜbungsleiterInnen ist jeder Verein – jederzeit. Leider wird die Bereitschaft der Menschen sich hierfür zu begeistern immer geringer, sodass nach neuen Ideen für eine Zusammenarbeit der Vereine untereinander gesucht wurde.
Auch eine Kontaktaufnahme mit Sportstudenten der Hochschulen in Bielefeld und Paderborn bietet sich hier an. In diesem Bereich hoffen die Mehrspartenvereine auch auf Unterstützung durch den Kreissportbund. Dies gilt auch für die Abrechnung mit der Bildungskarte, die viele Schwierigkeiten für die Vereine mit sich bringt.
Der Austausch beim TV Verl ist bei allen beteiligten Vereinsvertretern sehr gut angekommen und soll auf jeden Fall fortgeführt werden, zumal die wichtigen Themen nur angerissen wurden und die Vereine noch weiteren Diskussionsbedarf sehen.
So hoffen alle Beteiligen, dass bei dem nächsten Treffen noch mehr Vereine dabei sind, um einander zu unterstützen und nicht bei jedem Problem „das Rad neu erfinden“ müssen.