Schutz vor sexualisierter und interpersoneller Gewalt im Sport
Warum ist das Thema im Sport wichtig?
„Sexuelle Belästigung, Machtmissbrauch, verbale und körperliche Übergriffe gehören zu den Schattenseiten unserer Gesellschaft. Sie können überall dort vorkommen, wo Menschen gemeinsam agieren, sich aufeinander einlassen und besonders dort, wo sie voneinander abhängig sind, also in Familien, Nachbarschaften, Schulen, Freizeiteinrichtungen, kirchlichen Gemeinschaften und auch im Sport.“
Im Turnverein von 1912 Verl e.V. gibt es viele ÜbungsleiterInnen und HelferInnen, die mit Kindern und Jugendlichen in den verschiedensten Sportarten und Gruppen arbeiten. Dem Verein ist es besonders wichtig, diesen Personenkreis im Bereich sexualisierte Gewalt zu schulen und für das Thema zu sensibilisieren, damit sie mit offenen Augen und Ohren möglichst früh Grenzverletzungen und Fehlverhalten in der Gruppe oder gegen einzelne Personen erkennen und angemessen handeln können.
Der Turnverein engagaiert sich seit 2014 im Rahmen eines Pilotprojektes “Qualitätsbündnis Schutz vor sexualisierter und interpersoneller Gewalt im Sport” und ist 2016 vom LSB NRW für seine umgesetzten Präventionsmaßnahmen zertifiziert worden.
Hintergrundinformationen: Ergebnisse der „Safe Sport“-Studie
Nach den Aufsehen erregenden Ergebnissen der „Safe Sport“-Studie zum Leistungssport aus dem Jahr 2016, begann im August 2020 das bundesweit erste Breitensport-Forschungsprojekt „SicherImSport“, was vom Landessportbund NRW und unter Beteiligung von neun weiteren Landessportbünden gefördert wurde. Auch die Ergebnisse dieser Studie zeigen, dass Gewalterfahrungen im organisierten Sport eindeutig keine Einzelfälle sind (vgl. Balkendiagramm – Prozentangabe: Teilnehmenden haben mindestens einmal die genannte Erfahrung gemacht).
Mädchen und Frauen machen wesentlich mehr negative Erfahrungen als männliche Mitglieder, gleichzeitig betonen neun von zehn betroffenen Personen ihre allgemein guten bis sehr guten Erfahrungen mit dem Vereinssport.
Darüber hinaus zeigt die Studie, dass sexualisierte Grenzverletzungen, Belästigung und Gewalt mit und ohne Körperkontakt häufiger außerhalb als innerhalb des Sports erlebt werden. Die Studie belegt somit, dass sexualisierte und interpersonelle Gewalt gesamtgesellschaftliche Probleme darstellen, die auch den Sport betreffen.
Zu diesen zentralen Erkenntnissen kommt der Abschlussbericht der bundesweit bislang größten Breitensport-Studie „SicherImSport“, der gleichzeitig eigene Schutzkonzepte für alle Sportvereine für dringend erforderlich hält. Prof. Dr. Bettina Rulofs (Sporthochschule Köln), die das Projekt gemeinsam mit Dr. Marc Allroggen (Universitätsklinikum Ulm) leitet, betont:
„Klare Anlaufstellen für Betroffene im Sport sind wichtig. Der organisierte Vereins- und Verbandsport sollte dringend nach geeigneten Wegen suchen, wie er proaktiv und gut sichtbar auf diejenigen zugehen kann, die Rat und Unterstützung bei Gewalterfahrungen benötigen.“ (Quelle LSB NRW)